Rechnungsfuchs-
Buchhaltungslexikon:
Buchstabe V
Definition - Verbindlichkeiten:
Darius Mann, Wirtschaftsinformatiker
1. Was sind Verbindlichkeiten?
Bei einer Verbindlichkeit handelt es sich um eine Schuld, die es noch zu begleichen gilt. Das hat aber nichts damit zu tun, dass man eine Rechnung zu spät gezahlt hat und in Verzug geraten ist. Von einer Verbindlichkeit spricht man immer dann, wenn eine bestimmte Leistung erbracht wird und die Zahlung nicht unmittelbar danach stattfindet.
Also zum Beispiel, wenn Person XY im Onlineshop XY Ware bestellt und eine Zahlung auf Rechnung vereinbart. Dann muss Person XY die bestellten Artikel je nach Zahlungsziel z. B. nach 14 oder 30 Tagen nach Erhalt der Ware bezahlt haben. Person XY (Schuldner) geht gegenüber dem Onlineshop XY (Gläubiger) eine Verbindlichkeit ein.
Meist handelt es sich bei den Verbindlichkeiten um ausstehende Geldzahlungen. Man kennt aber auch noch andere Verbindlichkeiten.
2. Merkmale einer Verbindlichkeit
Eine Verbindlichkeit ist eine noch ausstehende Zahlung, bei der im Voraus gewiss ist, in welchem Zeitraum und über welche Summe sie getätigt wird. Die wichtigsten Merkmale sind also, dass Zeitraum, Betrag und Grund bekannt sind.
Beispiel:
Person XY möchte sich einen neuen Fernseher kaufen. Er vereinbart mit dem Verkäufer eine Zahlpause von 100 Tagen mit anschließender Ratenzahlung über zwei Jahre. Person XY geht eine Verbindlichkeit gegenüber dem Verkäufer ein. Er weiß auch genau, wann, warum und wie viel er dem Verkäufer bezahlen muss.
Bezahlt Person XY den Fernseher direkt vor Ort per EC-Kartenzahlung, geht er keine Verbindlichkeit ein. Seine Schuld ist sofort beglichen.
3. Wie werden Verbindlichkeiten in der Bilanz behandelt?
In der Bilanz stehen Schulden, d. h. die Verbindlichkeiten auf der Passivseite. In der doppelten Buchführung fasst man alle Verbindlichkeiten zu einem Posten zusammen.
Dazu zählen:
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
- Verbindlichkeiten gegenüber Banken und Kreditinstituten
- Anzahlungen
- Anleihen
- Schuldwechsel
- Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen oder Unternehmen mit Beteiligungsverhältnis
- sonstige Verbindlichkeiten wie z. B. Steuern
4. Was ist der Unterschied zwischen einer Verbindlichkeit und einer Rückstellung?
Rückstellungen zählen genau wie die Verbindlichkeiten zu den Schulden eines Unternehmens und gehören in der Bilanz zum Fremdkapital. Der Unterschied zu den Verbindlichkeiten besteht jedoch darin, dass bei ihnen Höhe und Zeitpunkt nicht bekannt sind.
Man bildet Rückstellungen, um möglichen Verlusten vorzubeugen. Das kann etwa der Fall sein, wenn ein Unternehmen z. B. auf Schadenersatz oder Ähnliches verklagt wird. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen und der Gerichtstermin ist noch nicht festgesetzt. Somit sind Zeitpunkt und Höhe noch unbekannt.
5. Bedeutung für die tägliche Praxis
Bei Verbindlichkeiten handelt es sich um Schulden, bei denen Zeitpunkt und Höhe der Zahlung feststehen. Sie werden in der Bilanz auf der Passivseite unter dem Posten "Verbindlichkeiten" zusammengefasst.
Bei Rückstellungen hingegen stehen Zeitpunkt und Höhe der Zahlung noch nicht fest. Man bildet sie, um möglichen Verpflichtungen vorzusorgen. Rückstellungen werden leicht mit Rücklagen verwechselt. Bei diesen handelt es sich jedoch um eine Form des Eigenkapitals.
Ähnlich, wie im Privatleben, sollte man stets ein Auge auf seine ausstehenden Verbindlichkeiten werfen. Denn wächst dieser Berg an Verbindlichkeiten zu groß an, kann es fürs Unternehmen eng werden. Allerdings ist es sinnvoll nicht jede Rechnung sofort zu begleichen, um möglichst liquide zu sein. Es ist also stets eine gute Balance zu bewahren.